Einblicke zum sächsischen Karate in der DDR – Ein Verband entsteht

Anders als es oftmals heißt, war die Ausübung von Karate-Do in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) nicht verboten; jedoch durchaus nicht gern gesehen. Durch die stetige Zunahme von Karatetreibenden über die Jahre hinweg, befasste sich schließlich der Deutsche Turn- und Sportbund  (DTSB) der DDR mit dieser fernöstlichen Kampfkunst.

Im Frühjahr des Jahres 1989 konnte das Karate in der DDR einen Meilenstein verzeichnen: der DTSB beschloss die Aufnahme von Karate anhand dessen Integration als eine neue Sektion innerhalb des Deutschen Judoverbandes (DJV) der DDR.

Zwischen dem Präsidenten des Deutschen Sportbundes (DSB), Hansen, und dem DTSB-Präsidenten Eichler wurde eine Vereinbarung getroffen. Durch die getroffene Regelung wurde bezweckt, dass der Sportverkehr zwischen der BRD und der DDR fortan direkt über die Vereine und Fachverbände erfolgen sollte. Die das Karate betreffenden sportlichen Beziehungen richteten sich von da an nach den Bestimmungen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und der Karate-Fachverbände EKU (European Karate Union; heute EKF) und WUKO (World Union of Karate Do Organisations; heute WKF).

Anlässlich der Deutschen Meisterschaften im Frühjahr 1990 erfolgten zwischen Karl-Peter Ludwig (Präsident des DKV) und F. Kutzner, Generalsekretär des DJV der DDR, Abstimmungen hinsichtlich der künftigen Zusammenarbeit zwischen dem DKV und der Karate-Sektion des DJV. Hierbei übernahm die DJV-Sektion sämtliche Ordnungen des  DKV.

Innerhalb der Kommission Karate des DJV wurde Janek Standke im April desselben Jahres zum Vorsitzenden gewählt.

Bereits kurze Zeit darauf sollte eine spontane Gründung des Karate-Verbandes der DDR erfolgen. Sie scheiterte jedoch am DDR-Vereinsgesetz, wonach die benötigte Anzahl von fünfzehn Gründungsmitgliedern an diesem Tag nicht erreicht worden war.

Basierend auf den Anstrengungen der Karateka hin, konnte erreicht werden, dass der DJV auf seinem Verbandstag verkündete, die Karateka in die Selbstständigkeit entlassen zu wollen, sobald sie ihren eigenständigen Verband gesetzmäßig gegründet haben. Noch am gleichen Abend gab Janek Standke den Gründungstermin über eine DDR-TV-Talkshow bekannt.

Schließlich war es soweit: der Deutsche Karate-Verband der DDR wurde am 12. Mai 1990 im Haus des DTSB in Ost-Berlin gegründet. Mit Unterstützung des Berliner Karate-Verbandes wurde eine an den DKV angelehnte Satzung aufgestellt, die aber die Begebenheiten in der DDR Rechnung tragen sollte; sie wurde von den Gründungsmitgliedern einstimmig beschlossen.
In das erste geschäftsführende Präsidium wurden Janek Standke als Präsident, Dr. Dietmar Zschäckel als Vizepräsident sowie Raffael Platzer als Schatzmeister gewählt.

Quellen: Chronik des Deutschen Karate Verbandes (Diverse Ausgaben der Fachzeitschrift Karate), Gespräche mit Wolfgang Langer, Thomas Hagemann und Ingolf Bartsch | Bildquelle: DKV, Karate-Magazin, Ausgabe 4.90

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