
Unter dem Kake Uke versteht man eine seitliche Hakenabwehr, die auf mittlerer Stufe angewandt wird, d. h. zur Verteidigung des Brust- und Bauchbereichs (chudan). Abgesehen vom Gojuryu ist diese Abwehr unter anderem im Shitoryu, Shorinryu, Shotokan und Wadoryu anzutreffen.
Im Rahmen des Kihon stellt sich die Ausgangsposition wie folgt dar: Die abwehrende Hand ist geöffnet, die Finger bleiben zusammen. Die Handfläche zeigt geradehin nach vorn, dabei zeigen die Fingerspitzen zur Seite, weg vom Körper. Hinsichtlich der Höhe sollte sich die Hand etwa auf eigener Schulterhöhe befinden. Der Ellenbogen befindet sich etwa eine Faust breit vom Körper entfernt. Warum ist es wichtig, den Ellenbogen nahe am Körper zu belassen? Dies stellt eine Kraftersparnis dar. Soll mit der Technik ein Angriff abgewehrt werden, ist dieser rechtzeitig abzuleiten. Ist dabei der eigene Arm beispielsweise nahezu ausgestreckt, ist ein relativ hoher Kraftaufwand notwendig. Bleibt der Ellenbogen jedoch in Körpernähe, ist der Arm in einer stabileren Haltung und die Anstrengung der Ableitung wird im Vergleich geringer. Relevant ist diese Gegebenheit vor allem bei Angriffen durch vermeintlich stärkere Gegner.
Die Ausführung ist ähnlich die des Yoko Uke: Die zurückgezogene Hand wird unmittelbar zum Ellenbogen des anderen Arms geführt. Von dort aus wird der Unterarm in kreisförmiger Bewegung zur selben Körperseite von innen nach außen bewegt, bis die offene Hand seitlich vom Körper zum Stillstand kommt. Es ist wichtig, dass die abwehrende Hand nicht schon direkt vor der Schulter zum Stehen kommt, weil dann die Möglichkeit besteht, dass der Angriff nicht ausreichend abgelenkt wird und man Gefahr läuft, dennoch getroffen zu werden. Im Gegensatz zu vielen anderen Abwehrtechniken wird der Kake Uke ohne große Spannung (Kime) ausgeführt.

Anwendung findet der Kake Uke natürlich in der Abwehr. So wird er vor allem zur Abwehr von Angriffen – bspw. Fauststöße, Greif- und Schubsversuche – auf chudan verwendet. Neben der reinen Abwehr ist der Kake Uke nützlich, den Arm des Gegners nach dem Abwehren zu greifen und ihn so zu blockieren, um selbst einen Konter auszuführen. Auch für diverse Hebel wie auch für die Befreiung aus Griffen ist er nützlich.
Ein Beispiel der Anwendung des Kake Uke zeigt eines der Bunkai der Kata Gekisai Dai Ni. Dabei wird der Kake Uke nach Abwehr eines Tsuki chudan zunächst zum Blockieren des gegnerischen Armes genutzt und anschließend ein weiterer Kake Uke ausgeführt, um an besagtem Arm einen Hebel auszuführen und den Kontrahenten dadurch von weiteren Angriffen abzuhalten.
Der Kake Uke findet in folgenden Katas Anwendung:
- Gekisai Dai Ni
- Tensho
- Seienchin
- Shisochin
- Sanseru
- Sepai
- Kururunfa
- Seisan
- Suparimpei
Quellen: Horst Espeloer, Ulrich Heckhuis, Horst Nehm: Goju-Ryu Karate-Do – Grundlagen, Wettkampf-Training, Selbstverteidigung, Kata. Eigenverlag Espeloer, Heckhuis, Nehm, 1997, S. 45. | Eigene Erfahrungen aus dem Training und von Lehrgängen | Fotos: Ron Beer
Letzte Überarbeitung: November 2020