
Im Karate-Do gibt es diverse Stilrichtungen, wie bspw. das Goju-Ryu. Aber auch innerhalb des Goju-Ryu gibt es wiederum sogenannte Strömungen, die sich untereinander mehr oder weniger unterscheiden.
Einer dieser Strömungen ist das Gojuryu Seiwakai, dessen prominenter Vertreter über Jahre hinweg LEO LIPINSKI war. Übrigens: Die Gojuryu-Strömung Seiwakai wurde durch SHUJI TASAKI begründet, welcher ein Schüler von GOGEN YAMAGUCHI (Gründer des Goju-Kai, wiederum Schüler von CHOJUN MIYAGI) war.
Leo Lipinski, der Zigeuner des Karate
Der Werdegang LEO LIPINSKIs begann im Jahr 1946 in Südafrika – hier wurde er in der Stadt Durban im August geboren. Erstmals in Kontakt mit dem Karate kam er im Alter von sechzehn Jahren, 1962. Damals trainierte er zunächst sowohl Shotokan Karate als auch Judo. Während der ersten Jahre des Karatetrainings beinhaltete dieses auch eine Vielzahl anderer Kampfkünste, die er von Lehrern erlernte, mit denen er auf Fracht- und Fischerbooten aus Japan, Okinawa und Korea in Kontakt kam.
Er setzte sein Training auch während seines Universitätsstudiums in Kapstadt fort. Im Jahr 1965 begann er zusätzlich mit dem Lernen des Shukokai Shitoryu, 1966 erwarb er seinen Bachelor of Economics (Wirtschaftskunde) an der Universität von Südafrika. LIPINSKI eröffnete ein Dojo, das später als erster Verein auch »nicht-weißen« Karate lehrten sollte.
Mit dem Training des Goju-Ryu schließlich begann er 1967 in Hongkong – später trainierte er in Kobe (Japan), gemeinsam mit CHOJIRO TANI, dem Vorsitzenden des Shukokai Shitoryu Karate-Do. Noch im selben Jahr fing er an, mit GOGEN YAMAGUCHI im Zen Nippon das Gojukai Gojuryu Karate (parallel zum Shitoryu) zu üben, mit dem er auch in den 1970er Jahren noch zusammen trainierte.
Schon 1968 bestand er unter YAMAGUCHI seinen zweiten Dan (Nidan). Etwa zur selben Zeit wurde er vom All Japan Karatedo Gojukai zum ersten Vertreter des Verbandes in Südafrika ernannt, er sollte dieses Amt bis 1982 inne haben. Aus dem Shukokai Shitoryu Verband trat er dazumal aus. Mit Sensei SHUJI TASAKI baute er eine Freundschaft auf, der zu dieser Zeit unter GOGEN YAMAGUCHI lernte.
1970 erhielt er seinen Bachelor of Commerce von der Natal-Universität. Kurz darauf wurde er Chefausbilder des All Japan Karatedo Gojukai in Südafrika. Mit dem Seiwakai Gojuryu Karatedo kam er rund vier Jahre später erstmals in Kontakt. Damals begann er mit seinem Training unter Sensei SHUJI TASAKI. Zu dieser Zeit gehörte sein Seiwakai noch zum All Japan Karatedo Gojukai.
LIPINSKI bestand den fünften Dan 1976 nach seiner Prüfung bei GOGEN YAMAGUCHI. Sechs Jahre später erwarb er einen weiteren Studienabschluss, den des Bachelor of Science von der S.A.M.R.A Universität (Kalifornien, USA). Ein Jahr darauf zudem den Bachelor of Science & Acupuncture. Der Erhalt eines Zertifikates als Akupunkteur schloss vorerst seine Ausbildung ab.
Unter Leitung GOGEN YAMAGUCHIs wurde er einer von drei Chefausbildern in der International Karatedo Gojukai Association (IKGA). Jedoch trat er nach drei Jahren aus dem Verband aus und daraufhin in den Verband Sensei TASAKIs – die Goju-ryu Karate-do Seiwa Kai Organization – als auch dem JKF Gojukai ein. Noch im selben Jahr übergab man ihm die Position des Chefausbilders und Präsidenten des Seiwa Kai Großbritannien und er bestand die Prüfung zum sechsten Dan im Seiwakai Gojuryu Karatedo.
1993 erlangte er den siebten Dan Seiwakai und erhielt den Titel eines Renshi verliehen (JKF Gojukai). Seit diesem Jahr durfte LIPINSKI Prüfungen im JKF Gojukai bis einschließlich des fünften Dans abnehmen.
Im Jahr 1998 organisierte und gründete er den europäischen Ableger der Gojukai, den JKF Gojukai Europe, dessen langjähriger Präsident er war.
1999 wurde ihm die Prüfung zum siebten Dan JKF Gojukai abgenommen. 2005 graduierte er schließlich zum achten Dan im Seiwakai Gojuryu.
Shihan MENKYO verlieh ihm übrigens 2002 den Titel des Kyoshi.
Schon seit mehreren Jahrzehnten reiste Leo Lipinski um die ganze Welt und gab zahlreiche Lehrgänge, vor allem zu den Katas. So lehrte er beispielsweise auch in Deutschland, wie bspw. im Mai 2013 in Einsiedel bei Chemnitz (Sachsen).
Nach langwieriger Krankheit starb LEO LIPINSKI am 1. Januar 2018.
Quellen: http://www.ryu.ch/page/Sensei.htm (10.08.2018) | http://www.gojuryu.net/articles.php?article_id=10 (10.08.2018) | http://users.telenet.be/jkfbelgium/jkfgijukaieurope/CV%20Leo%20Lipinski.pdf (10.09.2018) | https://www.seitouryukarate.com/shihan-leo-lipinski-1946-2018/ (14.11.2020) | Eigene Erfahrungen während seines Lehrgangs im Mai 2013 in Chemnitz | Bildquelle: Ron Beer
Letzte Überarbeitung: November 2020