Egal ob Otagani ni Rei, Sensei ni Rei oder auch Shomen ni Rei – jeder Karateka kennt zumindest einiger dieser Grüße. Doch: was bedeuten sie überhaupt?
Eingangs kann gesagt werden, dass Rei im Grunde als Gruß zu verstehen ist. In Japan ist er in der Gesellschaft tief verankert. So wird er beispielsweise in der Schule benutzt. Erwähnt sei auch, dass der Rei im erzieherischen Sinne einen gewissen Wert einnimmt. So soll man angehalten sein, Respekt, Demut und auch Höflichkeit an den Tag zu legen. Durch das erhöhte Aufkommen des Rei im Training – und zumindest in Asien teils in der Schule – soll diese Einstellung anderen gegenüber verinnerlicht werden.
Im Karate-Do, wie auch im gesamten Budo, wird der Rei fast immer in Verbindung mit der Verbeugung genutzt. Wie oft er ausgeführt wird, ist von Dojo zu Dojo unterschiedlich: teils zu Beginn und Ende des Trainings, teils aber auch vor und nach jeder Partnerübung.
In vielen Dojos ist es üblich, den Rei als Abschluss der Begrüßung durchzuführen. Zum Beispiel wird sich zum Trainingsbeginn im Seiza (Fersensitz) gesetzt und eine kurze Meditation (Mokuso) durchgeführt, anschließend erfolgt der Gruß – wie bspw. Otagai ni Rei.
Doch was bedeuten die einzelnen Grüße? Vorweg sei gesagt, dass ni Rei als »Gruß zum« verstanden werden kann.
Nachfolgend eine kleine Übersicht der wohl geläufigsten Grüße:
Shomen ni Rei
Es wird nach vorn hin zum Dojo (Shomen) gegrüßt. Mitunter wird es als Gruß zu den Ahnen des Dojos, der Meister verstanden. Bei Turnieren sieht man es als Gruß an die Zuschauer.
Otagai ni Rei
Gruß zueinander (tagai – japanisch für: einander, gegenseitig). Es grüßen sich die Trainierenden gegenseitig. Es soll den Respekt zu den übrigen Karateka aufzeigen.
Sempai ni Rei
Dies ist der Gruß an den Älteren. Hierbei ist jedoch nicht das Lebensalter gemeint, sondern viel mehr derjenige Karateka, der die Kampfkunst länger als man selbst betreibt. So kann beispielsweise ein 32-jähriger der Sempai eines 51-jährigen sein, wenn er Jahre vor ihm mit dem Karate begonnen hat.
Sensei ni Rei
Der Gruß an den Meister – oder auch Lehrer. Es gibt verschiedene Meinungen, ab welchem Dan-Grad dieser Gruß genutzt werden kann oder darf. Meist wird er bereits bei einem Trainer ab dem ersten Dan genutzt, teils erst ab dem dritten oder fünften Dan.
Shihan ni Rei
Gruß zum Meister. Shihan ist ein Begriff, oder besser Titel, für einen hohen Meister (kann ab dem fünften, sechsten Dan der Fall sein).
Joseki ni Rei
Dieser recht seltene Gruß gilt dem Ehrensitz (bspw. MIYAGI – Stilbegründer Gojuryu; FUNAKOSHI – Begründer des Shotokan)
Shimpan ni Rei
Der Gruß zum Kampfrichter. Er wird gemäß der Etikette zu Beginn und Ende jedes Kampfes ausgeführt, teilweise auch bei Erhalt einer Punktewertung, Verwarnung oder Strafe.
Ritsu Rei
Der förmliche Gruß. Er wird im Stehen ausgeführt. Ritsu heißt so viel wie Form oder Etikette.
Za Rei
Im Gegensatz zum Ritsu Rei wird der Za Rei im Sitzen ausgeführt (za bedeutet Sitz).
Neben den genannten Grüßen verbeugt sich der Karateka auch beim Betreten und Verlassen des Dojos bzw. der Trainingsstätte (im Stehen). Er soll dabei seine Alltagsprobleme ausblenden und sich auf das Karate konzentrieren.
Die Hintergründe einzelner Grüße und vor allem das Verhalten im Training respektive die Etikette im Karate im Allgemeinen umfassen noch weitaus mehr. Daher stellen die vorangegangenen Ausführungen lediglich eine Einführung in das Themengebiet dar.
Quellen: Horst Espeloer, Ulrich Heckhuis, Horst Nehm: Goju-Ryu Karate-Do – Grundlagen, Wettkampf-Training, Selbstverteidigung, Kata. Eigenverlag Espeloer, Heckhuis, Nehm, 1997, S. 15-16. | www.karate-nordhausen.de/karate/rei.pdf (19.03.2019) | www.karate-do.de/htdocs/ger/allgemeines/gruss.html (19.03.2019) | Eigene Erfahrungen aus dem Training und von Lehrgängen
Letzte Überarbeitung: November 2020